Zwischen Bergen und Seen
Mini-Roadtrip nach Österreich und Italien
Wildermieming (Tirol) – Bardolino (Gardasee) – Sexten (Dolomiten)
Aufenthalt: 8. bis 18. Juni 2023
Sonnenplateau Camping Gerhardhof (Wildermieming-Tirol) (hier geht es zu unserer Bewertung)
La Rocca Camping Village (Bardolino-Gardasee) (hier geht es zu unserer Bewertung)
Caravan Park Sexten (Sexten-Dolomiten) (hier geht es zu unserer Bewertung)
Vorgeschichte
Aufgrund Urlaubssperren gestaltete sich die diesjährige Reiseplanung zunächst etwas schwierig. Ausgerechnet in unseren Hauptreisezeiten Juni und September wurden sie verhängt, was mich tierisch nervte. Die anfänglich geplanten zwei- bis zweieinhalb Wochen am Stück waren somit nicht mehr möglich und wir mussten umplanen. Damit war bei mir komplett die Luft raus und so überließ ich schließlich Anton die Wahl der Reiseziele und Campingplätze.
Weil es im vergangenen Jahr bereits im Mai hochsommerliche Temperaturen hatte und wir dabei immer ein wenig auf unsere Hunde achtgeben müssen (das Wohnmobil heizt sich schnell auf und bei 30 Grad sind auch ausgedehnte Spaziergänge für unsere 11jährige Hündin nicht mehr so angenehm), beschlossen wir, in Österreich und dem nördlichen Italien zu bleiben. Wie immer, sollten es jeweils nur ein paar Nächte in den jeweiligen Regionen werden. Herausgekommen ist schließlich eine schöne Tour zum Sonnenplateau Camping Gerhardhof in Wildermieming/Tirol, gefolgt vom Campingplatz La Rocca in Bardolino/Gardasee. Das Schlusslicht bildete schließlich der Caravan Park Sexten in den Dolomiten, der schon seit Beginn unserer Campingreisen auf meiner 'Must-Do'-Liste stand. Von zahlreichen Leuten hochgelobt und empfohlen. Wir waren gespannt.
Natürlich prüfte ich vorab wieder mögliche Gassi-Strecken und Ausflugsziele, wollte das meiste aber auch einfach auf uns zukommen lassen. Nachdem ich in meinen letzten Urlauben stets von Früh bis Spät unterwegs war, sollte es dieses Mal vor allem auch ganz viel Erholung geben.
Tag 1: Anreise zum Sonnenplateau Camping Gerhardhof in Wildermieming (Tirol)
Nur zwei Stunden Fahrt trennten uns vom Sonnenplateau Camping Gerhardhof, so dass wir ganz gemütlich gegen 11 Uhr von Zuhause starteten. Offizieller Check-In war mit 13 Uhr angegeben. Die Fahrt verlief äußerst ruhig und angenehm. Dank des Feiertags (Fronleichnam) gab es weder Blockabfertigung auf der Inntalautobahn noch besonders viele LKW's. Auch die Urlauber hielten sich in Grenzen, was uns verwunderte. Aufgrund des langen Wochenendes mit Brückentag hatten wir mit deutlich mehr Reisenden gerechnet und daher bewusst als erstes Ziel der Reise eine kürzere Strecke gewählt.
Uns war es nur recht, denn so kamen wir pünktlich kurz vor 13 Uhr in Wildermieming an. Anton meldete uns an der Rezeption an, kurze Zeit später ging es auch schon auf unseren Stellplatz Nr. 75 (Stellplatz Luxus von 110 bis 120 m²). Irgendwie hatten wir beide aufgrund der Angabe 'Plateau' mit Terrassen gerechnet. Dem war nicht so. Aber egal. Erst einmal das Auto geparkt, Markise raus und 'eingerichtet', fühlten wir uns auf Anhieb wohl.
Eineinhalb Stunden später starteten wir dann auch schon los auf unsere erste Gassi-Runde. Bei blauem Himmel mit Sonnenschein und deutlich wärmeren Temperaturen als gedacht ging es durch den wunderschönen Föhrenwald. Die eher anspruchslosen Kiefern bilden dicht an dicht ein unglaublich tolles Bild. Generell wirkte der Wald sehr gepflegt und gar nicht so finster wie so manch anderer. Zwischendurch erhaschten wir tolle Ausblicke auf die umliegenden Berge.
Lust auf Kaffee, nahmen wir im Biergarten des hier weit über den Campingplatz hinaus bekannten und beliebten Gasthauses Gerhardhof Platz und genossen neben Cappucchno selbst gemachte Palatschinken mit Marmelade und Nutella. Wieder eine kleine Übung für Mia, die Restaurantbesuche eher meidet. Doch trotz herumwirbelnder Kinder und anderen Hunden lagen beide entspannt zu unseren Füßen. Klasse!
Wieder am Stellplatz, drehte ich mit meiner Kamera eine Runde übers Gelände. Mit einer Größe von rund 3,3 Hektar gehört der Platz definitiv zu den kleineren, bietet aber alles, was man für einen erholsamen Urlaub braucht. Das Herzstück ist ein Naturteich mit Schwimmmöglichkeiten. Auch ein kleiner Seerosenteich ist vorhanden. Außerdem findet man gut ausgestattete Glampingzelte mit Holzterrasse für Familien. Es gibt zwei sehr moderne und saubere Waschhäuser, die wir dieses Mal auch tatsächlich genutzt hatten. Das erste Mal, dass wir unsere Dusche im Wohnmobil nicht in Anspruch nahmen. Langsam werden wir noch 'richtige' Camper. :-) Nein, im Ernst: Normalerweise meide ich Waschhäuser. Ich brauche mein 'eigenes' Bad, da sich bei mir sehr schnell ein Ekelgefühl einstellt. Hier war es jedoch vollkommen anders.
Ebenfalls vorhanden ist neben der Rezeption noch ein kleiner Laden. Hier findet man regionalen Spezialitäten (Wein, Liköre, Fleisch, Wurst, Käse, etc.) sowie Camping- und Schwimmbedarf. Auch Kleidung gibt es. Für den kleinen Einkaufsbummel ist also gesorgt. Auch liegen 'Landkarten' der Regionen aus, es gibt Flyer für Ausflugsziele in der Umgebung und besonders praktisch: Ein Ordner mit vom Gerhardhof empfohlenen Wander- und Radtouren. Ich habe mir gleich einmal die ein oder andere notiert.
Zum Abendessen gab es schließlich regionales Putenfleisch und Würstchen vom Grill, die Anton vorhin noch gekauft hatte. Preislich nicht ganz billig, dafür aber ausgesprochen gut.
Den Verdauungsspaziergang unternahmen wir schließlich wieder im angrenzenden Föhrenwald, bogen dieses Mal jedoch in eine andere Richtung ab und erreichten sowohl ein Tiny-House als auch drei hübsch angelegte Grillplätze mit Planwagen. Ist das cool! Diese können (telefonisch) gemietet werden. Holz ist in der Regel vorhanden. Eine Familie hatte ein Lagerfeuer entfacht und genoss ihr Abendessen. Richtig romantisch und gemütlich. Da es nur drei Planwagen gibt, bleibt auch die Atmosphäre erhalten und es wirkt nicht überladen.
Wieder zurück, genossen wir bei regionalem Wein und etwas Naschereien noch einen gemütlichen Abend. Bis 21.30 Uhr war es angenehm, draußen zu sitzen. Danach kam der Wind und es wurde frisch. Wir verzogen uns ins Innere und freuten uns auf die nächsten Tage.
Tag 2: Langer Spaziergang mit den Hunden & Kurzwanderung Wildermieming mit Bergdoktorhaus
Hervorragend geschlafen, weckten uns unsere Vierbeiner um kurz nach 8 Uhr. Auf sie ist einfach Verlass.
Fertig gemacht für den Tag holte ich die bereits gestern vorbestellten Brötchen im Laden ab (bis 16.30 Uhr muss ein Zettel ausgefüllt an der Rezeption abgegeben werden – die Bezahlung erfolgt erst bei Abholung). Sie sind zwar nicht ganz billig. Aber Urlaub ist Urlaub. Da gönnt man sich auch mal etwas teurere Semmeln. Abgesehen davon sind so ein Vinschgerl oder Baguette hier überdimensional groß und schmecken hervorragend.
Gemütlich gefrühstückt, machten wir uns mit den Hundedamen gegen kurz nach 10 Uhr auf einen längeren Gassi-Rundgang. Ebenfalls wieder durch den Föhrenwald. Doch dieses Mal nahmen wir den dritten Weg. Hier gibt es so viele Abzweigungen und Pfade, dass man doch immer Neues entdeckt.
An den Campingplatz grenzt der Bogensport-Verein Mieminger Plateau an. Es gibt einen Einschießplatz mit zahlreichen Zielscheiben. Von hier startet schließlich auch ein 3D-Parcours mit 28 Zielen in Form von Plastiktieren. Während unseres Spaziergangs streiften wir einige dieser 'Ziele'. Auch wenn ich meine ganze eigene Meinung zum Thema 'auf Tiere schießen' habe (selbst, wenn es nur welche aus Plastik sind) … angelegt ist es trotzdem ganz nett.
Über eine Stunde waren wir unterwegs, danach freute sich Benita dann aber doch auch wieder auf etwas Erholung am Platz. Ich dagegen startete gleich wieder los, denn heute stand eine Kurzwanderung auf dem Plan.
Vom Campingplatz aus ging es durch den Wald in Richtung Wildermieming. Dort steuerte ich das 'alte' Bergdoktorhaus aus der Serie in den 90er Jahren mit Gerhard Lippert und Harald Krassnitzer an. Auch wenn ich mich nicht mehr im Detail daran erinnern konnte, freute ich mich dennoch, diesem TV-Schauplatz mal einen Besuch abzustatten.
Der Blick von dieser Erhöhung auf Wildermieming und die umliegenden Berge ist einfach traumhaft. Ich schoss zahlreiche Fotos und machte es mir noch eine Weile in den Holzstühlen vor dem Haus bequem. Etwa eine halbe Stunde absolute Ruhe genossen, strömten plötzlich zahlreiche Touristen heran. Zeit für mich zu gehen.
Ich spazierte durch Wildermieming, besuchte die Kirche, bewunderte die vielen schön renovierten alten Häuser, aber noch mehr die stylischen Neubauten, die sich wunderbar in das Landschaftsbild hier einfügen. In einem Hofladen kaufte ich regionalen Käse für heute Abend und spazierte im Anschluss wieder gemütlich zurück in Richtung Campingplatz.
Nach rund 8 Kilometern und zwei Stunden erreichte ich wieder meine Lieben. Es gab Kaffee und Gebäck und der restliche Nachmittag stand schließlich ganz im Zeichen der Erholung. Lesen. Quatschen. Und zwischendurch etwas Arbeiten.
Auch heute wurde wieder gegrillt. Ich ergatterte am Morgen das letzte Fleisch und die letzten Würstchen. Leider gab es während unseres Aufenthalts keinen Nachschub mehr. Es muss natürlich nicht immer Fleisch sein. Aber wenn es regionale Produkte gibt, nehmen wir das immer gerne in Anspruch.
Eine kurze Abendrunde mit den Hunden gedreht, ließen wir auch den heutigen Tag wieder mit Wein und bei Kerzenlicht ausklingen.
Tag 3: Wanderung zum Fiechterköpfel – Sonnenplateau Rundweg mit Panorama-Blick
Nach einem sehr gemütlichen Frühstück unter freiem Himmel (ich liebe es!) ging es natürlich als erstes wieder mit den Hunden on Tour. Wir wählten den Weg in Richtung Telfs, auch wenn es nicht das Ziel war. Mit knapp 10 km einfache Strecke wäre das für unsere Hunde bei den sehr sommerlichen Temperaturen heute zu viel gewesen.
Dafür spazierten wir wieder durch Wälder, sahen bei (kleinen) Baumfällarbeiten zu, waren mit der Zeit allerdings etwas genervt von den zahlreichen Radfahrern, die teilweise in Höchstgeschwindigkeit knapp an uns vorbei rauschten. Mit E-Bikes ist inzwischen Hinz und Kunz unterwegs – da strengen die Steigungen nicht mehr an. Warum man allerdings immer zu Zweit oder zu Dritt nebeneinander fahren muss und es als Radfahrer nicht einsieht, auch mal auszuweichen, verstehe ich nicht. Heute hatte ich keine Lust mehr, ständig auf die Seite zu treten, um die Radfahrer vorbei zu lassen. Heute bestand ich auf meine Seite des Wegs. Dann müsst ihr eben mal hintereinander fahren oder absteigen. So!
Wieder zurück am Platz packte ich meine Sachen zusammen und startete auf eine etwas längere Wanderung als gestern. Während Anton es sich mit dem Hunden bequem machte und einfach nur die Ruhe genoss, schwitzte ich mich in Richtung Fiechterköpfel.
Vom Campingplatz ging es zunächst in Richtung Sonnenplateau Rundweg. Durch Wälder hindurch, entlang frisch abgemähter Wiesen, über Hügel hinweg, als ich erneut Wildermieming erreichte, das ich ja von gestern bereits kannte. Am Ortsausgang entdeckte ich einen weiteren Hofladen. Auch hier war wieder Selbstbedienung angesagt. Neben einem heimischen Getränk fand ich auch endlich einen Salat. Gemüse war hier in der Umgebung irgendwie Mangelware.
Hier in Wildermieming habe ich irgendwie die Liebe zu Hofläden entdeckt. In meiner Heimat gibt es sie zwar auch an jeder Ecke. Aber immer nur zu bestimmten (seltenen) Zeiten geöffnet oder man steht unter ständiger Beobachtung, dass man auch ja viel einkauft. Hier jedoch sind die meisten Läden mit Selbstbedienung und so kann man sich in aller Ruhe umsehen. Die Bezahlung erfolgt über eine Box und den Einkauf trägt man in ein Büchlein ein. Ich find's praktisch und klasse.
Einmal über die Bundesstraße hinweg, lief ich in Richtung Fiecht. Durch ein Gatter hindurch mit dem Warnschild, dass sich Kühe mit ihren Kälbern hier befinden, konnte ich sie nach wenigen Minuten auch schon hören. Ihre Kuhglocken hallten durch das gesamte Tal. Plötzlich standen sie vor mir. Mitten am Weg. Die Kälber zum Glück in einer Senke. Dafür kam gerade eine Mutterkuh aus dem Gestrüpp. Etwas mulmig war mir ja schon, so nah an ihnen vorbei zu gehen. Man weiß ja nie, wie sie ticken und sie waren echt groß. Doch sie guckten mich nur an und schon war ich vorbei.
Von hier ging es schließlich einen schönen Feldweg entlang, rechter Seite der Blick auf Fiecht und immer weiter in Richtung Wald. Der Weg wurde steiler, Wurzeln säumten den Weg. Hier war absolut nichts los. Auf den breiteren Wegen waren ab und an noch Radfahrer anzutreffen. Doch hier am Berg war schließlich niemand mehr zu sehen.
Nun steuerte ich den 'Plateaublick' an und war im ersten Moment etwas enttäuscht, als ich zwar eine Bank erreichte, von hier durch die dichten Bäume aber kaum etwas zu sehen war. Ich lief weiter in Richtung Fiechterköpfel und stand schließlich auf einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Inn und den dahinter liegenden Orten Rietz und Thannrain. Den Weg weiter spaziert, gab es plötzlich einen noch viel schöneren Platz. Hier hatte ich uneingeschränkte Aussicht auf Fiecht, Unter- und Obermieming. Dahinter die Felsen des Mieminger Gebirges.
Ursprünglich hatte ich mir überlegt, noch dem Wasserfall Stams und der nicht weit davon entfernten Hängebrücke einen Besuch abzustatten. Doch von hier gab es keinen direkten Weg. Und der Rundweg war einfach zu weit für heute. Abgesehen davon merkte ich dann doch langsam meine Beine von den Aufstiegen. Es war heißer als gedacht. Und weil ich so bin, wie ich bin, habe ich auch nicht immer die normalen Wege genommen, sondern die besonders schönen und kleinen, aber auch steilen Pfade durchs Gestrüpp. :-)
Also ging es von hier schließlich wieder zurück zum rund eine Stunde entfernten Sonnenplateau Camping Gerhardhof, wo ich nach rund 13 km und 3 Stunden müde, aber happy ankam. Meine Lieben hatten noch gar nicht mit mir gerechnet, freuten sich aber natürlich trotzdem, dass ich wieder hier war.
Anton machte uns Kaffee, es gab etwas Gebäck und den restlichen Nachmittag verbrachten wir gemütlich auf dem Campingplatz. Zwischendurch noch einmal eine Gassi-Runde gedreht, wobei Benita so absolut gar keine Lust mehr zu haben schien. Heute blieb sie an jedem einzelnen Farn zum Schnuppern stehen. Mühsam – aber wenn sie Spaß daran hat … Wir haben ja Zeit und müssen mit ihr ja auch keine Gewaltmärsche zurücklegen.
Ein leckeres Abendessen vor dem Camper genossen, sahen wir ganz gespannt unseren Nachbarn zu, die gerade einen Fiat 500 in ihr Morelo-Wohnmobil verluden. Schon cool irgendwie. Generell entdeckten wir hier auf dem Gerhardhof außergewöhnlich viele Mega-Liner. Ob Morelo, Concorde oder auch LKW's mit Aufbau und herausfahrbarer Kabine. Mich fasziniert das immer – Luxus pur. Unsere Nachbarn erzählten, dass es unglaublich viele Neider gibt und sie immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen hätten. Für mich unvorstellbar. Warum kann man sich nicht auch einfach mal für andere freuen? Ich jedenfalls sehe mir diese Mega-Liner immer gerne an, auch wenn wir es uns weder preislich leisten noch diese Dinger fahren könnten.
Gegen 20 Uhr zog sich plötzlich der Himmel zu, kurz darauf gab es einen heftigen Regenschauer von etwa einer Stunde. Die Luft kühlte sich komplett ab, was ob der Hitze heute gar nicht so schlecht war. Zum Abschluss des Tages drehte ich nochmals eine Runde über den Platz. Im Gasthaus fand gerade eine Hochzeit statt, es wurde getanzt und gelacht und es sah nach einer mehr als gelungenen Feier aus. Die Location ist natürlich wie dafür gemacht.
Tag 4: Weiter geht es an den Gardasee nach Bardolino
Ein letztes Mal Brötchen vom Laden geholt und bei strahlendem Sonnenschein das Frühstück genossen, drehten wir mit den Hunden nochmals eine Abschiedsrunde durch den Föhrenwald. Heute ging unsere Reise weiter an den Gardasee. Obwohl wir uns natürlich darauf freuten, schwang auch etwas Traurigkeit mit. Hier am Gerhardhof hat es uns unglaublich gut gefallen. Selten hat man so viel Ruhe und Erholung und besonders selten stimmt einfach alles. Es gab absolut keinen Kritikpunkt an diesem Platz und für uns stand heute schon fest: Wir kommen wieder – und wenn es nur mal für ein Wochenende ist.
Über Innsbruck, Sterzing und die Brennerautobahn ging es nun unserem nächsten Ziel entgegen: Bardolino. Die Ausfahrt Affi verlassen, wollten wir eigentlich noch in einem Supermarkt unsere Vorräte aufstocken. Doch der einzige vorhandene hatte geschlossen. Sonntags öffnet in Italien scheinbar nur der Eurospar. Den gab es zwar direkt in Bardolino, doch der Parkplatz war so klein und von der Polizei versperrt, dass wir lieber nicht hinein fuhren. Egal. Am Campingplatz sollte es auch einen Laden geben – dann kaufen wir eben dort ein.
Und so kamen wir nach knapp drei Stunden Autofahrt am Campingplatz La Rocca an. Auch dieser wurde uns bereits von mehreren Seiten empfohlen. Vor zwei Tagen hatte ich außerdem gelesen, dass er von ACSI zum hundefreundlichsten Platz in ganz Italien gewählt wurde. Das hörte sich doch gut an!
Die Anmeldung an der Rezeption war schnell erledigt, kurze Zeit später standen wir auf unserem Platz Nr. 92 (Superior-Lago-Stellplatz mit ca. 90 qm und direktem Blick auf den Gardasee). Im ersten Moment waren wir wie erschlagen! Nach den ruhigen Tagen in den Bergen war es hier einfach nur laut, trubelig und eng. Die Hunde – vor allem Mia – verfielen in Panik. Sie fiepte, hatte weit aufgerissene Augen, lief hin und her und war kaum zu beruhigen.
Generell drehen wir nach Abstellen des Campers immer erst einmal eine kleine Runde mit dem Damen über den Platz. Zum Ankommen und ersten Überblick verschaffen. Mit den vielen Menschen war das gar nicht so einfach. Wäre es nach Mia gegangen, wären wir sofort wieder gefahren …
Doch es half alles nichts. Zurück am Wohnmobil, richteten wir uns auf dem Platz ein, bauten Tisch und Stühle auf und versuchten, es für die Hunde so heimelig wie möglich zu gestalten. Doch auch für Benita war es nicht 'der' optimale Platz. Direkt vor uns verlief der Spazier- und Radweg und alle paar Minuten ertönten die nervigen Fahrradklingen, was Benita zum Zittern brachte. Irgendwas ist eben immer. Das kann ja heiter werden … Zu guter Letzt wurden dann auch noch Antons Nerven auf die Probe gestellt. :-) Nicht nur, dass wir nach wenigen Minuten schon schlaue Tipps vom Nachbarn gegenüber erhielten. Er setzte sich schließlich auch noch demonstrativ mit Blick zu uns hin und sah uns beim kompletten Aufbau zu (ob wir das auch wirklich richtig machen). So etwas nervt einfach nur.
Trotzdem ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und drehten nun eine etwas größere Gassi-Runde mit den Hunden, die nach und nach zum Glück ein bisschen ruhiger wurden.
Während Anton mit ihnen am Platz blieb, schnappte ich mir wieder die Kamera und lief erst einmal zum See vor. Einmal um die Ecke und raus aus dem Tor – schon stand ich im Wasser. Herrlich! Obwohl wir Anfang der 2000er mehrmals im Jahr am Gardasee waren und ihn damals auch so gut wie komplett erkundet hatten, konnte ich mich kaum mehr an die Orte erinnern und freute mich auf die Entdeckungen der nächsten Tage. Zwischen Bardolino (ca. 20 Gehminuten) und Garda (ca. 10 Gehminuten) gelegen, hat der La Rocca eine perfekte Ausgangslage.
Für heute allerdings war kein Ausflug mehr geplant. Stattdessen streifte ich eine gute Stunde durch die Anlage und sah mir den Campingplatz ganz genau an, machte zahlreiche Fotos und Videos und kam schließlich begeistert zurück. Der Platz ist in zwei Bereiche unterteilt. Im unteren Teil am See findet man die Stellplätze für Wohnmobile und -wägen, es gibt einen Supermarkt, ein Restaurant sowie einen großen Pool. Oberhalb der Hauptstraße (ein Tunnel führt unter der Straße hindurch) sind Mobilehomes unterschiedlicher Klassen zu finden, aber auch Glampingzelte und – seit kurzem – sog. Garda-Bubbles. Drei miteinander verbundene Räume mit Panoramakuppeln sowie Whirlpool und Terrasse. Ein ganz eigener und exklusiver Bereich, der ganz viel Erholung verspricht. Auch hier ist ein Pool angesiedelt, es gibt einen Hundeplatz sowie Sportbereiche. Dieser Bereich ist ziemlich steil und man muss gut zu Fuß sein. Spaziert man den Hang immer weiter nach oben, erreicht man schließlich noch den hauseigenen 'Wildtierpark' mit Alpakas, Eseln, Hasen, Bienen und Ziegen/Schafen. Und von überall genießt man einen fantastischen Ausblick auf den Gardasee!
Wieder zurück, gab es nun erst einmal eine kleine Erfrischung. Die Hunde hatten sich beruhigt und ihre Plätze auf Stühlen und Decken gefunden. Habe ich schon erwähnt, dass ich zu Weihnachten einen mega-bequemen Camping-Sessel bekommen habe? Tja, den haben sie sich innerhalb weniger Stunden gekonnt unter den Nagel gerissen und teilten ihn fortan 'schwesterlich' unter sich auf. Meine Nutzung konnte ich an einer Hand abzählen. Aber gut – wenn sie dafür ruhig und zufrieden sind, soll es so sein.
Pünktlich zum Abendessen kam die 'Gang' vorbei. Eine Entendame mit ihren zwei Begleitern. Platzkontrolle! Nachdem sie nichts abstauben konnten, watschelten sie weiter. Auch die nächsten Abende kamen sie regelmäßig vorbei. Irgendwie schon süß.
Kurz vor Sonnenuntergang wurde es auf dem Rad- und Fußweg ruhiger. Die meisten waren wohl wieder in ihren Hotels oder beim Abendessen. Und so konnten wir uns endlich mit den Hunden nach draußen wagen, ohne zehn Mal über den Haufen gefahren zu werden. So war das doch gleich sehr viel angenehmer!
Wir liefen am (Kiesel-)Strand entlang, die Hunde tauchten ihre Pfoten ins Wasser. So langsam fiel der ganze Stress von ihnen ab. Unsere Hunde sind einfach zarte Gemüter. Sie mögen keinen Trubel, sie mögen Ruhe und Gelassenheit. Keine Hektik, keinen Lärm und vor allem keine Menschenmassen. Und ich kann es gut verstehen, mir geht es ja nicht anders.
Noch ein wenig vor dem Camper gesessen und die Eindrücke der letzten Tage Revue passieren lassen, zog gegen späten Abend schließlich ein Gewitter auf. Anfangs nur auf der anderen Seite des Sees, doch nachts kam es auch zu uns herüber, begleitet von Regenschauern. Egal. Nachts darf es durchaus regnen. Dann kühlt es wenigstens etwas ab, denn der heutige Tag war mit gut 30 Grad dann doch deutlich wärmer als gedacht.
Tag 5: Rundgang durch Bardolino
Nach dem Aufstehen ausgelassen mit den Hunden gespielt (morgens genießen sie immer ihre fünf Minuten und toben im Bett), hegte ich die leise Hoffnung, dass sie ihre Ängste von gestern vielleicht überwunden hätten. Doch schon beim Frühstück ging ihre Unsicherheit wieder los. Je mehr Leute unterwegs waren, desto unentspannter wurden sie auch wieder. Sie taten mir leid, aber andererseits mussten sie da jetzt durch. Man wächst mit den Herausforderungen. Vielleicht auch die Hunde, wenn wir sie genügend unterstützten.
Und so ging es am späteren Vormittag erst einmal wieder auf eine kleine Gassi-Runde. Schon jetzt brannte die Sonne herunter und so liefen wir erst einmal direkt zum See, wo sie sich ihre Pfoten abkühlen konnten. Wir kamen an einer kleinen Werft vorbei, die rund um die Uhr mit dem Einsetzen von Booten beschäftigt war. Scheinbar fing die Saison erst an. Nach und nach füllte sich der kleine Hafen.
Während Anton und die Hunde am Platz blieben, spazierte ich gegen Mittag entlang der Uferpromenade in rund 20 Minuten nach Bardolino. Was für schöne Ausblicke! Der ehemalige Fischerort ist inzwischen einer der traditionsreichsten und größten Orte des Gardasees und vor allem auch für den gleichnamigen Rotwein weit über die Grenzen hinaus bekannt.
Im gesamten Ort findet man bunte und gepflegte Blumenbeete, es gibt zahlreiche Sitzmöglichkeiten unterschiedlicher Formen. Ob klassische Bänke, Liegen oder auch einfach nur überdimensional große Steine. Von jedem Platz aus genießt man fantastische Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge.
Mein Weg führte mich zunächst komplett entlang der Uferpromenade Lungolago di Bardolino zum Carrara Park, wo ein 30 Meter hohes Riesenrad steht. Pro Fahrt werden 7 € (für Erwachsene) verlangt. Das fand ich ehrlich gesagt etwas hoch angesetzt und so verzichtete ich darauf. Stattdessen besuchte ich das Monument 'Al Marinaio' und setzte mich eine Weile an den Spiaggia Punta Cornicello, um die süße Entenfamilie mit den vielen Babys zu beobachten.
Immer noch weiter entlang der Promenade erreichte ich nach einiger Zeit den Hafen von Bardolino. Dort standen schon deutlich größere Boote, sogar kleine Yachten und ein Zweimaster. Als ich durch das Hafengelände streifte, entdeckte ich plötzlich einen Vogel, der sich auf einem wohl schon länger 'eingemotteten' Boot zwischen Motor und Rückwand ein kleines Nest gebaut hatte und gerade seinen Nachwuchs versorgte. Ach Gott, wie süß! Bleibt nur zu hoffen, dass der Besitzer des Bootes mit dem Instandsetzen wartet, bis die Familie wieder ausgezogen ist.
Von hier spazierte ich nun direkt in den Ort hinein und durchstreifte die zahlreichen hübschen Gassen, die sich hier an jeder Ecke entfalten und sowohl Restaurants und Bars als auch teure Boutiquen, Feinkostläden wie auch Souvenirgeschäfte bieten.
Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeit des Ortes ist die Kirche San Zeno, die zu den wenigen original erhaltenen Gebäuden aus Karolingerzeit zählt. Mit den hohen Säulen wirkt sie auf den ersten Blick wie aus der Antike und passt irgendwie so gar nicht nach Italien. Auch im Innenraum findet man beeindruckende Marmorsäulen.
Durch Tore hindurch und an Plätzen vorbei, erreichte ich die Kirche San Severo, die am Rande der Altstadt zu finden ist. Die dreischiffige Basilika mit Glockenturm beherbergt im Inneren Fresken aus dem frühen 12. Jahrhundert, die stellenweise leider schon stark verblasst sind. Gleich gegenüber steht die Sala della Disciplina. Eine weitere Kirche, in der heute jedoch klassische Konzerte gegeben werden.
Hier drehte ich wieder um und lief über die Borgo Giuseppe Garibaldi. Eine Straße, bei der es sich definitiv lohnt, mal einen Blick auf den Boden zu werfen. Im gesamten Verlauf der Straße findet man immer wieder hübsch gestaltete, bunte Pflastersteine. Ob Comic-Zeichnungen, Figuren aus Disney-Klassikern oder auch einfach nur Kunst. Die Steine sind so unglaublich liebevoll gestaltet, dass man sie am liebsten mitnehmen würde. Während ich mich hier über nahezu jeden einzelnen beugte und mich darüber freute, liefen alle anderen Leute um mich herum einfach nur darüber hinweg. Ich bin mir sicher, dass viele Touristen das gar nicht wahrnehmen. Was wirklich schade ist, denn sind es nicht genau diese kleinen und auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge, die einen Ort so besonders machen?!
Über eine Stunde war ich jetzt schon unterwegs, sah mich in dem ein oder anderen Laden näher um und erfreute mich an den vielen Fotomotiven, die sich hier boten, als ich mir schließlich bei Miralogo ein Eis gönnte. 2 € pro Kugel empfand ich zwar als stolzen Preis, allerdings sind die Kugeln hier auch um ein Vielfaches größer als in Deutschland. In Italien bekommt man noch was für sein Geld.
Auf einer der Bänke an der Lungolago Platz genommen, ließ ich mir Limette und Amarena schmecken und spazierte im Anschluss nochmals ein paar Gassen ab, die ich mir noch einmal näher ansehen wollte. Auch am Hafen lief ich noch einmal vorbei, besuchte erneut die kleine Vogelfamilie und trat nach einiger Zeit langsam wieder den Rückweg an. Bardolino ist nicht groß, aber hübsch gestaltet und definitiv ein Ort zum Verweilen. Die zahlreichen Restaurants und Bars wirken eins ums andere einladend, überall duftet es nach italienischen Gerichten. Und nicht zu vergessen, die vielen hübschen Gebäude, die es sich lohnt, auch mal näher anzusehen.
Wieder zurück am Platz, wurde ich schon sehnsüchtig erwartet und so verbrachten wir ganz gemütlich mit Blick auf den See einen wundervoll ruhigen und erholsamen Nachmittag. Erst gen Abend zog es mich dann aber doch noch einmal vom Stuhl. Da wir das Gassi temperaturbedingt noch ein wenig nach hinten schoben, machte ich mich auf den Weg zum hauseigenen Tierpark. Einmal durch den Tunnel hindurch und den steilen Hang nach oben.
Außer mir war sonst niemand zu sehen und so hatte ich die Anlage ganz für mich allein. Wegweiser führen zu den einzelnen Gehegen (die stellenweise ziemlich weit auseinander liegen) und ich besuchte zwei Alpakas, zwei liebeshungrige Esel und etwas sich versteckende Schafe und Ziegen. Der Bienenstock war in meinen Augen nicht ganz so spannend und die Pfaue in einem verhältnismäßig kleinen Gehege untergebracht, genauso wie die Papageien, was mir nicht so gut gefiel. Summa sumarum ganz nett anzusehen, aber man könnte durchaus mehr daraus machen. Ursprünglich schien es sich bei diesen 'Terrassen' um Stellplätze gehandelt zu haben; darauf deuten die jeweiligen Stromkästen hin. Leider verschwendet man hier zu viel Platz für reine Wiesen – diese könnte man auch den Tieren zur Verfügung stellen, damit sie sich etwas freier bewegen können.
Läuft man immer weiter den steilen Hang nach oben, erreicht man schließlich ein großes Weinanbaugebiet. Hier kann man mitten durch die Weinreben wandern und genießt darüber hinaus einen weitreichenden Blick über den Gardasee. Plötzlich fiel mir ein, dass ich ja gar nicht auf die Öffnungszeiten des Parks geachtet hatte und auch gegenüber Anton meinte ich vorhin nur: Ich bin gleich wieder da. Mist! Hoffentlich hatten sie jetzt nicht zwischenzeitlich geschlossen. Im Eiltempo nach unten gerast, stand das Tor zum Glück noch offen! Aber tatsächlich: Eigentliche Schließung 19 Uhr. Und jetzt hatten wir es 19.15 Uhr … Gott sei Dank nimmt man es in Italien nicht ganz so genau.
Anton und die Hunde abgeholt, drehten wir nun gemeinsam nochmals eine Runde durch die Anlage und suchten einen der beiden Hundeplätze auf, die der Campingplatz zu bieten hat. Während der eine Platz im oberen Teil der Anlage ziemlich lieblos gestaltet wurde (eigentlich handelt es sich nur um eine nicht gemähte Wiese, im Rechteck eingezäunt, mit einer Bank, einem Baum und einer Hundetoilette – das war's), bot der Platz hier im unteren Bereich der Anlage immerhin ein paar Agility-Geräte. Unsere Hunde kann man damit eher wenig begeistern. Einmal den kompletten Parcours durchlaufen, war es dann aber auch schon wieder uninteressant und wir zogen weiter.
Nach dem Abendessen kühlte es endlich ein klein wenig ab, auch die Leute waren wieder von See und Wegen verschwunden und so spazierten wir zum Sonnenuntergang am Wasser entlang in Richtung Garda. Kaum näherten wir uns dem Ort, verfiel Mia wieder in leichte Panik und so drehten wir kurz davor wieder um, um den restlichen Abend bei Wein und Käse am Platz ausklingen zu lassen.
Tag 6: Rundgang durch Garda
Die Frühstücksbrötchen holte ich wie auch gestern schon in der Bäckerei im platzeigenen Supermarkt. Hier muss (und kann) nichts vorbestellt werden. Die Auswahl ist allerdings groß und reichlich, so dass man auch als Spätaufsteher nicht leer ausgeht.
Gut gestärkt ging es mit den Hunden auf unseren Vormittags-Rundgang durch den Campingplatz. Eigentlich wollten wir dem Tierpark 'La Rocca' einen Besuch abstatten. Doch ausgerechnet heute hatte er wegen Arbeiten geschlossen.
Während ich mich schließlich dem 'Haushalt' widmete (ja, auch im Camper muss ab und an aufgeräumt und geputzt werden ;-), machte sich Anton auf den Weg nach Garda – Shopping-Time. Allerdings kam er schon nach einer Stunde ohne Einkauf zurück. Irgendwie hatten sie einfach nicht das richtige für ihn.
Um die Mittagszeit machte ich mich schließlich auf den Weg nach Garda. Der Ort liegt in einer schönen Bucht an der Veroneser Küste, wird von der Ruine einer frühmittelalterlichen Burg überragt (Rocca) und gehört wie auch Bardolino zu den bekanntesten und beliebtesten Orten am See. Von hier stammt außerdem sein Name.
Zehn Minuten entlang der Passeggiata Rivalunga spaziert, erreichte ich auch schon den Ortseingang am Lungo Lago Europa. Auch hier entdeckte ich auf Anhieb eine große Entenfamilie. Während die Enten-Mama auf einem Felsen stand und sich putzte, schwommen ihre Kinder im Kreis um sie herum. Auch eine Idee der Beschäftigung.
Ich lief die Strandpromenade entlang, vorbei an einem kleinen Pavillon mit Steg und überquerte die Ponte Lucchetti, die voll mit Liebesschlössern ist. Direkt dahinter ist der Punto Panoramico, ein Aussichtspunkt auf den See und dem Monument eines Ankers. Bunte Blumenbeete wie im Nachbarort gab es hier kaum, dafür aber herrlich duftende Bäume und Sträucher. Irgendwie hatte man das Gefühl, dauerhaft durch Parfümschwaden zu laufen.
Die zahlreichen Cafés und Restaurants entlang der Strandpromenade füllten sich, es gab Live-Musik und das 'Dolce Vita' war förmlich spürbar. Eines fiel mir allerdings auch auf: Interessanterweise versammelten sich gerade hier viele deutsche 'Überflieger'. Herrlich anzusehen, wie sie versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Jeder setzte noch eine Schippe drauf und man konnte fast den Eindruck gewinnen, es hier nur mit Millionären, hochrangigen Geschäftsleuten und 'Promis' zu tun zu haben. 'Sehen und gesehen werden.' Ich wusste gar nicht, dass Garda so ein Hotspot für Möchtegerne ist.
Für mich ging es nun aber weiter zum Hafen Garda. Ich spazierte direkt zur Säule vor und genoss einen traumhaften Blick zurück auf den Ort sowie die zahlreichen hübschen Boote. Besonders fasziniert hat mich die 'Siora Bianca', ein 17 m langer, hochseetauglicher Holz-Gaffelschoner. Wahnsinnig toll restauriert und einfach ein Traum von Schiff. Zwei Mal am Tag legt es ab zu einer dreistündigen Segeltour um die Isola del Garda. Inklusive Aperitif und Mitarbeit beim Segel setzen (sofern man möchte). Mensch, das würde mir auch mal gefallen.
Auf dem weiteren Weg entlang der Strandpromenade verließ ich Garda vorerst wieder und spazierte an wild wuchernden und bunten Oleander-Büschen weiter nach Corno. Der Weg ist wirklich schön gestaltet. Viel Platz sowohl für Fußgänger als auch Radfahrer, zahlreichen Sitzmöglichkeiten und vor allem ganz viel Ruhe. Bis hierher kommen wohl nur die wenigsten Garda-Besucher. Ist schon wieder viel zu weit zugehen und die nächste Bar lässt auch erst einmal auf sich warten. ;-)
Eine besonders schöne befindet sich allerdings direkt neben dem Hotel du Parc an einem alten (restaurierten) Turm. Das Bistrò du Lac ist sehr modern gestaltet und bietet eine erhöhte Terrasse mit direktem Blick auf den See.
Der Spiaggia del Corno, derStrand von Corno, ist ein besonders langer und feiner Kiesstrand, der nicht direkt an der vielbefahrenen Straße liegt. Hier machte ich es mir auf dem Steg bequem, genoss einfach nur den Ausblick aufs Wasser und legte eine kleine Pause ein.
Wieder auf dem Weg zurück nach Garda streifte ich die Villa Albertini, ein farbenfrohes schlossähnliches Anwesen, umgeben von einem dicht bewachsenen Park. 1848 residierte hier der König von Sardinien und Piemont. Leider ist die Villa heute in Privatbesitz, so dass man lediglich den Bick von außen genießen kann.
Hier entfernte ich mich schließlich vom See und bog ab in die vielen Gassen. Garda ist deutlich kleiner als Bardolino und auch die Gebäude haben mir hier nicht ganz so gut gefallen. Viele von ihnen sind stark renovierungsbedürftig. Dennoch hat der Rundgang Spaß gemacht und ich konnte das ein oder andere tolle Fotomotiv ausfindig machen. Auch das Shoppen kam nicht zu kurz. Währen ich mir in Bardolino gestern lediglich einen Wein gekauft hatte, fand ich hier ein richtig tolles Sommerkleid – wie für mich gemacht. :-)
Auf dem Rückweg stattete ich schließlich noch der Kirche Parrocchia die Santa Maria Aussunta einen Besuch ab. Sie steht ziemlich eingepfercht zwischen dem Hausberg La Rocca und der Hauptverkehrsstraße von Garda. Besonders das Innere ist jedoch sehr sehenswert. Und hier entdeckte ich schließlich auch Wegweiser für mögliche Wanderungen. Somit war die Planung für den morgigen Tag auch schon erledigt. :-)
Bei einem äußerst leckeren Eis-Cappucchno im platzeigenen Restaurant/Café 'Botanica' erzählte ich von meinem Rundgang und war ganz stolz auf meine kleinen Mäuse, die den Lokal-Besuch mit Bravour meisterten. Okay – es war auch nicht allzu viel los, aber immerhin konnten sie sich auf ihren Decken entspannen und wir unser Bestelltes in aller Ruhe genießen.
Nach einem kurzen Gassi-Rundgang holten wir uns zwei Pizzen im 'Botanica' (sehr lecker), als Dessert schnippelten wir uns frische Erdbeeren, überzogen mit einem leckeren 'Bombardino' (Eierlikör aus Italien). Mmmhhhhh!!
Und weil es mit Sonnenuntergang endlich ein wenig abkühlte, schnappten wir uns nochmals die Hunde und spazierten erneut in Richtung Garda. Auf der anderen Seite des Sees blitzte es immer mal wieder auf. Gewitter war im Anmarsch. Uns störte das nicht, gestern dauerte es auch einige Stunden, bis es bei uns war. Doch weit gefehlt. Von einer Minute auf die nächste kam ein heftiger Wind, das Gewitter kam immer näher. Mist! Schon mit dem ersten lauten Donnerschlag weigerte sich Benita, auch nur einen Schritt weiter zu gehen und erstarrte an Ort und Stelle. Folge: Anton musste sie den gesamten Weg zurück tragen. Wie gesagt: Irgendeine hat immer Angst.
Markise und Stühle eingeräumt, machten wir es uns den restlichen Abend noch im Camper bequem, das Gewitter hielt uns allerdings auch noch eine ganze Weile wach.
Tag 7: Wanderung auf den La Rocca und zum Kloster Eremo di San Giorgio
Heute Morgen hielten sich noch einige Wolken am Himmel über dem Gardasee. Dafür war es aber auch nicht mehr ganz so heiß wie in den letzten Tagen und der Vormittagsspaziergang mit den Hunden fiel etwas aktiver aus. Der hauseigene Tierpark hatte wieder geöffnet und mit den Waldwegen und ausreichend Schnüffelmöglichkeiten waren sie gut beschäftigt. Lustigerweise fanden die Alpakas großen Gefallen an Mia. Sie ließen sie gar nicht mehr aus den Augen, kamen sofort an den Zaun gerannt und verfolgten uns bis zum Ende ihres Geheges. Interessanterweise zieht sie häufig ihre Blicke auf sich. Schon die Wölfe in einem Wildtierpark im Bayerischen Wald hatten sie damals ganz fasziniert beobachtet.
Gegen die Mittagszeit machte ich mich schließlich auf den Weg zu meiner heutigen Wanderung. Entlang der Seepromenade erreichte ich nach zehn Minuten Garda und bog am Ortseingang ab auf die Piazzale Roma, an dessen Ende sich die Kirche Parrocchia di Santa Maria Assunta befindet. Sie hatte ich ja bereits gestern schon besucht und dort die Wegweiser für eine Wanderung auf den Aussichtsberg La Rocca entdeckt. Zusätzlich fand ich außerdem noch eine tolle und sehr ausführliche Beschreibung dieser Tour im Netz, die mir gleich zu Beginn sehr weitergeholfen hat. Denn schon wenige Meter hinter der Kirche führt der Weg über eine lange Steintreppe nach oben, die jedoch so versteckt zwischen den Wohnhäusern liegt, dass man sie nicht auf Anhieb findet.
Im ersten Moment sah der Weg so aus, als wäre hier seit Jahren niemand mehr unterwegs gewesen. Komplett verwuchert und irgendwie 'lost'. Doch schon nach zehn Minuten hatte ich sowohl vor als auch hinter mir ein paar Wanderer. Der Weg sieht scheinbar einfach immer so aus, wechselt jedoch auch permanent zwischen Wald- und Schotterweg sowie Stein- oder Holztreppen.
Inzwischen hatten die Temperaturen wieder angezogen und ich war ganz froh, dass die vielen Bäume rund herum Schatten spendeten. Denn der Aufstieg ist tatsächlich ziemlich steil und brachte mich schon nach kurzer Zeit ins Schwitzen. Schon komisch: Flachlandwanderungen machen mir absolut gar nichts aus. Da kann ich auch acht Stunden am Stück unterwegs sein. Doch Bergwanderungen strengen mich seit ein paar Jahren immer mehr an. Man ist halt doch nicht mehr die Jüngste …
Ich erreichte eine größere Weggabelung mit Picknickbänken und folgte dem Hinweis des Wanderberichts, indem ich rechts abbog in Richtung Gipfelplateau des La Rocca. Hier wird der Weg zunächst etwas breiter und geht schließlich in große geriffelte Felsen über. Toll anzusehen und genau die Wege, die mir so gefallen. Schotterwege sind langweilig.
Immer mal wieder entdeckte ich linker Hand Felslöcher und Höhlen. Eine von ihnen war komplett gesperrt, bei den anderen waren Verbotsschilder angebracht. Keine Sorge! Freiwillig würde ich sowieso nicht in das 'schwarze Loch' marschieren. Zum Schluss sitzt da eine Bärenfamilie drin? Nur wenige Tage zuvor spazierte im rund 40 Kilometer entfernten Arco ein Bär munter durch die Straßen.
Und so erreichte ich nach einer guten halben Stunde eines echt anstrengenden Aufstiegs eine große Wiese, die den Gipfel des Rocca di Garda auf 291 Meter darstellt, wenig später genoss ich einen unglaublichen Ausblick auf Garda. Whow! Von hier oben sah ich noch einmal genau, wo ich mich gestern überall herumgetrieben hatte, auch der Strand von Corno war zu sehen. Herrlich.
So richtig losreißen konnte ich mich nicht von dem Anblick, spazierte dann aber doch wieder über den Trampelpfad weiter und erreichte den weiteren Aussichtspunkt auf Bardolino. Direkt darunter lag unser Campingplatz 'La Rocca' und ich konnte sogar unseren Camper und Anton entdecken. Cool!
Ein paar Fotos gemacht, ging es schließlich langsam wieder durch den Wald zurück. Ich streifte einige alte Mauern. Vermutlich die Reste einer alten Burg, die hier im 5. Jahrhundert errichtet wurde und aufgrund der steilen Felswände nahezu uneinnehmbar war. Erst im 16. Jahrhundert wurde sie vollkommen zerstört. Seitdem sind nur noch wenige Reste unter den Bäumen zu finden.
Wieder zurück an der Weggabelung suchte ich verzweifelt nach der Abzweigung zum Kloster. Irgendwo muss doch ein Wegweiser sein? Ich nahm den einen Weg und stand plötzlich vor einer großen Mauer. Hm. Nein, das war er nicht. Der zweite Weg führte über einen Trampelpfad durchs Dickicht. Lt. Google Maps die richtige Richtung, aber hier war kein Durchkommen mehr, die Äste schlugen mir ins Gesicht. Nein, das kann er auch nicht sein. Ein paar Meter weiter entdeckte ich schließlich einen deutlich breiteren Waldweg – da ist er ja!
Weitere knapp 30 Minuten durch den Wald spaziert, stand ich vor den Mauern des Eremito – und wurde sofort von einer Touristin abgefangen: 'Das Kloster hat heute geschlossen. Da können Sie nicht rein!' Ich bedankte mich für die Information, war – zugegeben – etwas enttäuscht, beschloss aber dennoch, den langen und sonnendurchfluteten Schotterweg bis zum Eingangstor entlang zu spazieren.
Tatsächlich kann das Kloster aber ohnehin nicht besichtigt werden. Die Einsiedelei San Giorgio wurde 1663 gegründet, darauf folgten weitere Ausbauten bis 1704. Über 100 Jahre später wurde sie infolge der Besatzung napoleanischer Truppen aufgegeben. Inzwischen ist hier eine Ordensgemeinschaft ansässig, die eine touristische Besichtigung ihrer Räume verständlicherweise nicht zulässt. Wer jedoch mit dem Gedanken eines längeren ernst gemeinten Aufenthalts im Kloster spielt, darf sich gerne mit der Ordensgemeinschaft in Verbindung setzen.
Allerdings gibt es am Eingangstor einen kleinen Klosterladen, in dem man das native Olivenöl der Kamaldulenser-Mönche, aber auch Marmelade, Schokolade und vieles mehr kaufen kann. Doch auch der hatte geschlossen – Mittagspause.
Ich drehte um, spazierte den Weg zurück und genoss tolle Ausblicke auf die Weinanbaugebiete drum herum. Erneut an der Weggabelung mit Picknickbänken angekommen, ging es wieder zurück zur Kirche Parrocchia di Santa Maria Assunta, kurz vorher bog ich aber noch einmal einen etwas versteckten Weg zur Madonna del Pign ab. Entlang eines winzig kleinen Trampelpfades erreicht man nach wenigen Minuten die wunderschöne Madonnen-Statue und hat von hier aus nochmals einen grandiosen Ausblick auf Garda. Die Schutzhelferin wurde von den Bürgern Gardas als Dank für die Rettung der Stadt vor Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg aufgestellt.
Hier endete schließlich meine kleine Wanderung, die mir ausgesprochen gut gefallen hat und ich jedem Garda-Besucher nur ans Herz legen kann. Trotz des steilen Aufstiegs (man überwindet knapp 200 Höhenmeter) lohnt es sich unbedingt. Die Ausblicke sind einfach grandios. Wenn man Glück hat, kann man sogar bis nach Sirmione blicken.
Am Campingplatz angekommen, tranken wir erst einmal etwas, kurz drauf machte sich Anton auf den Weg nach Bardolino. Der zweite Shopping-Versuch. Dieses Mal sogar mit Erfolg. :-) Währenddessen machte ich es mir mit den Hunden am Stellplatz bequem.
Abends warfen wir uns dann ausnahmsweise mal beide etwas in Schale. Zwar stand kein Restaurantbesuch an, aber man kann sich ja auch einfach mal so schick machen. Weil wir auf Kochen keine Lust hatten, bestellten wir noch einmal was im Restaurant 'Botanica' und ließen es uns dieses Mal sogar direkt an den Platz liefern (möglich ab einem Umsatz von 30 €).
Natürlich war es wieder einmal viel zu viel, aber sehr lecker. Ab auf einen Verdauungsspaziergang. Die Sonne hüllte den See in ein ganz besonders schönes Licht und so entstanden noch einige schöne Fotos von uns mit den Hunden, bevor wir den letzten Abend hier am Gardasee ausnahmsweise mal ohne Gewitter und Regen ein wenig länger draußen verbringen konnten.
Tag 8: Es geht weiter in die Dolomiten
So schön es hier am Gardasee auch war. Wir freuten uns nun doch auch wieder auf etwas mehr Ruhe in den Bergen. Werden wir alt? Sind wir nicht mehr so belastbar? Ich weiß es nicht. Aber irgendwie genießen wir immer mehr unser Alleinsein und meiden immer häufiger Menschenansammlungen.
Für die Hunde war es definitiv eine Freude. Auch wenn sie sich inzwischen an den Platz und die Menschen gewöhnt oder ihn besser gesagt 'akzeptiert' hatten. So richtig warm wurden sie nicht damit. So viel zum Thema 'hundefreundlichster Platz in ganz Italien.' Bei unseren beiden Hundedamen hat er nicht bestanden. Aber es ist eben wie bei uns Menschen: Geschmäcker und Anforderungen sind nunmal verschieden. Wobei wir festgestellt haben: Die Campingplätze, die sich als 'besonders hundefreundlich' bezeichnen, gefallen ihnen meist am wenigsten. Auch interessant.
Ein kurzes Frühstück genossen, alles wieder ins Wohnmobil gepackt und eine letzte Gassi-Runde gedreht, machten wir uns schließlich um kurz vor 11 Uhr auf den Weg in die Dolomiten. Ciao, Gardasee – im Herbst sehen wir uns wieder. Wenn auch an anderer Stelle.
Über die Brennerautobahn A22 ging es zunächst ganz entspannt zurück bis nach Bozen, anschließend fuhren wir ab und hatten nun noch rund 70 Kilometer auf Landstraßen zurückzulegen. Wir geben zu: Wir fahren lieber Autobahn! Auch wenn es landschaftlich abseits großer Straßen natürlich viel reizvoller ist und Pässe zum Teil unglaubliche Ausblicke bescheren. Mit einem Wohnmobil ist man einfach nicht so wendig. Nun haben wir mit 6,70 Meter noch eines der kürzeren, aber trotzdem sind 90-Grad-Kurven damit schwieriger zu fahren, abgesehen davon klappert immer irgendwas im Innenraum, was einem mit der Zeit auf den Keks geht.
Und dennoch: Die Landschaften hier waren natürlich schon beeindruckend. Hier und da eine Burganlage oder ein Schloss. Zwischendurch kleine Seen oder Wasserspeicher. Im Hintergrund hoch aufragende Berge. So viele Regionen, in denen man sich durchaus auch einmal einen Urlaub vorstellen kann.
Gut drei Stunden waren wir unterwegs, als wir schließlich gegen 14 Uhr den Caravanpark Sexten erreichten. Kurz vorm Ziel gibt es für uns irgendwie immer eine kleine Herausforderung. Seien es komplett gesperrte Straßen (wie im April in Bibione), noch nicht fertige Wege (wie auf dieser Reise kurz vorm Gerhardhof in Tirol, wo es nur einen groben Schotterweg gab) oder jetzt hier: Teerarbeiten und Straßensperre nur 50 Meter hinter der Einfahrt des Caravan Parks. Man hat fast den Eindruck, die Plätze entstehen immer erst kurz vor unserem Besuch. :-)
Nach der fixen Anmeldung an der Rezeption (wir hatten uns bereits vorab online eingecheckt, weshalb es nun deutlich schneller ging) wurden wir von einem Mitarbeiter direkt zu unserem Stellplatz gebracht, der uns seitens des Caravan Parks zugewiesen wurde. Gebucht hatten wir lediglich einen Komfort Stellplatz mit bis zu 150 qm. So richtig kleine Plätze gibt es hier kaum. Eher noch größer mit 300 qm oder 600 qm. Weshalb hier auch viele große Wohnmobile wie Morelo oder Phoenix zu finden sind.
Gefühlt einmal quer durch die Anlage gefahren, bezogen wir unseren Platz Nr. 234 am Rande des Campingplatzes und ganz in der Nähe des normalen Wohnmobilstellplatzes (der sich außerhalb befindet) auf einer erhöhten Terrasse. Auch wenn man von hier die Berge nur durch die Baumwipfel erkennen konnte, gefiel uns der Platz. Wir hatten wirklich wahnsinnig viel Freiraum um uns herum. Das war jetzt genau das richtige. Nicht weit entfernt von uns befanden sich die Waschräume, Ferienzimmer und ein Bauernstadl, der uns zum Ende unseres Aufenthalts jedoch noch 'zum Verhängnis werden' sollte. Dazu aber später mehr.
Die Temperaturen hatten sich ab Gardasee Stück für Stück nach unten bewegt. Klar, wir waren hier auf 1.500 Meter Höhe. Das war schon ein Unterschied. Bei Sonne genoss man auch hier um die 25 Grad. Doch kaum schob sich eine Wolke davor, kam der Wind und man war froh um eine Weste. Doch das störte uns nicht. Am See war es uns ohnehin stellenweise zu heiß, außerdem waren wir mehr als zufrieden mit dem aktuellen Wetter. Zu Beginn der Reise sahen die Wettervorhersagen für Sexten nämlich ziemlich schlecht aus. Vorhergesagt waren 9 Grad und Dauerregen. Das bekamen wir zum Glück nicht.
Im Spa-Bereich Massage-Termine für den nächsten Tag gebucht, sahen wir uns im platzeigenen Laden näher um, der sich über zwei Stockwerke erstreckt. Im Untergeschoss findet man Kleidung und Sportartikel sowie Merchandise. Im Erdgeschoss gibt es einen Supermarkt mit den wichtigsten Lebensmitteln sowie regionale Produkte und Deko-Artikel sowie weitere Haushaltswaren. Die Wein- und Wursttheke zog mich besonders an. Beides war preislich jedoch im sehr hohen Segment, dennoch nahm ich mir einen Weißwein und einen kleinen Erdbeerlikör mit. Letzterer schlug gleich mal mit 7 € zu Buche – ein stolzer Preis für gerade mal 'ein Stamperl'.
Wieder zurück, genossen wir jetzt erst einmal unseren Nachmittagskaffee nebst Kuchen. Im Anschluss drehten wir mit den Hunden eine ausgiebige Platzrunde und sahen uns etwas genauer um. Auf den ersten Blick hatte der Caravan Park gar nicht so groß gewirkt, wie er in Wirklichkeit ist. Etwa in der Mitte des Platzes findet man die Chalets, die wir uns allerdings ganz anders vorgestellt hatten und die uns in Wirklichkeit ziemlich enttäuschten. Sie mögen im Inneren topmodern und hübsch gestaltet sein. Allerdings stehen sie alle ziemlich eng beieinander, auf einer kleinen Fläche eingepfercht. Ich spazierte einmal kurz in die Anlage hinein und stand nach wenigen Minuten schon auf der Terrasse eines Chalets. So groß die Stellplätze für die Wohnmobile sind, so klein sind hier die Freiräume rund ums Ferienhaus. Dafür um die 300 € pro Nacht zu verlangen, ist schon mutig.
Schon gegen 19 Uhr wurde es langsam frisch über dem Campingplatz. Die Wolken schoben sich vor die Sonne und der Wind wurde stärker. Das Abendessen in Form einer Brotzeit mit regionaler Wurst sowie Käse gab es daher im Wohnmobil.
Trotzdem zog es uns eine Stunde später noch einmal nach draußen. Mit den Hunden erkundeten wir die umliegenden Wandermöglichkeiten. Vom Campingplatz aus führen mehrere Brücken über ein kleines Flussbett in den Wald mit tollen, von Wurzeln überzogenen Trampelpfaden und Wegen. Spaziert man diesen entlang, zweigen immer wieder Wanderwege zu unterschiedlich langen Touren ab. Da ich mich dieses Mal ausnahmsweise mal nicht im Vorfeld über mögliche Ausflüge bzw. Wanderungen schlau gemacht hatte, fotografierte ich einfach mal Schilder ab und überlegte am Abend, was denn nun in den nächsten beiden Tagen für mich in Frage kommen würde.
Die Hunde hatten aber auf jeden Fall sichtlich Spaß hier im Wald und am Wasser. Es gab unglaublich viel zu schnüffeln. Schließlich hatte fast jeder zweite Camper hier Hunde mit dabei. Außerdem gefällt ihnen ein unebener und verwilderter Waldweg genauso gut wie mir. Ganz erstaunt war ich außerdem, mit welcher Selbstverständlichkeit sie hier ins Wasser stapften. Zwar immer nur ein paar Meter, aber immerhin. Das kühle Nass tat ihnen gut. Mia lief vorne weg und war nicht mehr zu bremsen. Wiesen und Wälder sind eben einfach ihr Ding.
Den restlichen Abend verbrachten wir schließlich ganz gemütlich im Wohnmobil und mussten nachts tatsächlich ein klein wenig einheizen, denn da hatte es dann doch nur noch 9 Grad.
Tag 9: Wanderung zum Schwarzsee (Lago Nero)
Frühstücksbrötchen im Laden geholt, starteten wir auch heute wieder bei blauem Himmel und Sonnenschein in den Tag. Die Temperaturen zogen langsam an. Es war aber auch schon 10 Uhr. Heute hatten wir ausnahmsweise mal wieder etwas länger geschlafen.
Die Hunde konnten es schon gar nicht mehr erwarten, so dass wir kurze Zeit später dann auch schon aufbrachen. Gleich den Wanderweg hinter unserem Stellplatz betreten, ging es nun eine ganze Weile durch den Wald. Mit tollen Ausblicken auf die umliegenden Berge und den Fluss. Irgendwie konnte ich mich hier an der Landschaft gar nicht sattsehen. Die Berge in den Dolomiten sind einfach doch nochmal was anderes als bei uns im Chiemgau oder im Berchtesgadener Land.
Vorbei an wild wuchernden bunten Blumen, durch Farne hindurch und nach zahlreichen Stopps kamen wir dank des Rundgangs wieder an unserem Platz an. Die Hunde waren sichtlich müde vom vielen Schnüffeln und der Sonne. Während Anton es sich schließlich mit beiden 'zu Hause' bequem machte, ging es für mich nun wieder allein auf Tour.
Eigentlich wollten wir die Wanderung zum Lago Nero (Schwarzsee) gemeinsam unternehmen. Anton meldete jedoch leise Bedenken hat, hatte er gelesen, dass sich hier Luchse und sogar Wölfe herumtreiben. Ihm war dies mit unseren mittelgroßen Hunden nicht ganz so geheuer, zumal um diese Zeit kaum etwas los war. Ich konnte diese Sorgen zwar nicht so ganz teilen, wollte ihn aber auch nicht dazu überreden. Für mich war eher ausschlaggebend, dass hier einige Höhenmeter zurückgelegt werden müssen, die unsere 11jährige Hundedame nicht mehr ganz so problemlos meistern würde. Benita ist eher die gemütliche Schlenderin auf Langstrecken. Schon kleine Hügel strengen sie seit einiger Zeit ziemlich an.
Aber alles kein Problem. Auch Anton geht nicht so besonders gerne Bergwandern und genießt auch einfach mal die Ruhe auf dem Campingplatz, so dass ich gar kein schlechtes Gewissen haben musste, als ich schließlich los düste.
Über eine der Brücken hinweg und die Trampelpfade entlang, folgte ich schließlich dem Wegweiser zum Lago Nero. Ab hier wurde es dann auch ziemlich steil und ich gebe zu: Ich kam ganz schön ins Schwitzen. Für Benita (aber auch für Anton) wäre das nichts gewesen.
Der erste Teil der Wanderung erfolgt über einen breiten Schotterweg, vorbei an einem stark beschädigten Waldgebiet. Im Herbst 2018 wütete hier das Sturmtief Vaia und richtete im gesamten Alpen-Adria-Gebiet unglaubliche Schäden an. Tafeln am Wegesrand berichten darüber. Noch heute liegen hier zahlreiche Bäume kreuz und quer. Das Holz soll regional für Möbel-, Hausbau etc. nachhaltig verwendet werden; neue Bäume werden Jahr für Jahr gepflanzt.
Erst nach einiger Zeit wird der Weg schöner, der Wald lichtet sich und man spaziert entlang ausgetretener Pfade mit herrlichen Rundum-Blicken. Blumen in allen Farben säumen den Weg und die Wiesen. Immer wieder blieb ich einfach nur stehen, genoss die Stille um mich herum und die fantastischen Ausblicke. Ich traf keine Menschenseele. Ach, war das schön.
Eine gute dreiviertel Stunde später erreichte ich schließlich ein kleines Plateau und konnte von hier auch bereits den Schwarzsee erkennen. Besonders groß war er ja nicht. Eher eine etwas größere Pfütze. Dafür aber wirklich kohlrabenschwarz und schön eingebettet ins Hochmoor. Mit den hoch aufragenden Bergen im Hintergrund sah das richtig toll aus! Hier komplett einmal entlang spaziert, bog ich schließlich einen eher inoffiziellen Weg ab ;-) und lief querfeldein zu weiteren Aussichtspunkten. Hier war man bis vor kurzem noch mit Baumfällarbeiten beschäftigt.
Den Weg weiter in Richtung Alpe Nemes Hütte genommen, erreichte ich nach einiger Zeit schließlich Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Vollkommen eigenommen von der Natur und an manchen Stellen bereits etwas verfallen, wirkten sie auf den ersten Blick ziemlich bedrohlich. Ich möchte nicht wissen, was sich heute genau darin befindet bzw. welche Tiere hier tagtäglich Unterschlupf suchen. Irgendwie bildete ich mir plötzlich auch zig Geräusche ein und trat dann doch lieber wieder den Rückzug an.
Eine weitere Abzweigung genommen, drehte ich nach einiger Zeit wieder um. Die nächsten Ziele waren alle zu weit entfernt, schließlich hatten wir heute Nachmittag beide noch einen Termin im Spa. :-)
Ganz gemütlich lief ich also wieder zurück, wurde am Berg fast von einem heranrasenden Bergradfahrer überfahren ('tschuldigung, dass man hier auch zu Fuß unterwegs ist) und erreichte nach knapp drei Stunden wieder den Caravan Park Sexten. Es war eine tolle, wenn auch an manchen Stellen sehr anstrengende Wanderung und natürlich musste ich das jetzt alles erst einmal erzählen.
Kaffee und Kuchen vertilgt, drehte ich nochmals mit Kamera bewaffnet meine Runde über den Platz. Inzwischen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, von jedem Campingplatz, den wir besuchen, ein kleines Video zu drehen. Fotos sind schön und gut. Besser einfangen kann man die Größe und Ausstattung eines Platzes aber dann irgendwie doch mit bewegten Bildern.
Während ich mich schließlich mal wieder etwas der Arbeit widmen musste, genoss Anton eine einstündige Massage im hauseigenen Spa. Ich folgte im Anschluss, hatte mich allerdings für eine halbstündige Rückenmassage entschieden. Die Preise hierfür sind in Anbetracht der sonst recht hohen Nebenkosten des Platzes ganz human und die Anwendungen wirklich empfehlenswert. Mein Masseur war ein ausgebildeter Physiotherapeut, der sofort die Problemstellen erkannte und behandelte. Ich fühlte mich danach wirklich wie neugeboren. Herrlich!
Gen Abend kühlte es wieder etwas ab und so ging es erneut mit den Hunden auf einen rund einstündigen Spaziergang in den Wald. Benita hatte innerhalb kürzester Zeit ihre Lieblingsstrecke entdeckt und zog förmlich dorthin. Uns war es egal, wohin es ging. Hauptsache, die Hunde hatten ihren Spaß.
Den Abend genossen wir im kuscheligen Wohnmobil, wenngleich wir heute auch deutlich länger draußen sitzen bleiben konnten als gestern.
Tag 10: Fahrt mit der Kabinenbahn zum Stiergarten & Wanderung
Für heute hatte ich mir ausnahmsweise mal wieder den Wecker gestellt. Es war der letzte (volle) Urlaubstag und den wollte ich noch einmal in vollen Zügen und ohne Verschlafen genießen. Somit war ich sogar noch vor meinen Hunden wach, die heute so dermaßen erschlagen waren, dass sie das Klingeln gar nicht mitbekamen.
Nach dem Frühstück brachen wir auf unsere vormittägliche Gassirunde auf, wählten dieses Mal einen etwas anderen Weg und brauchten ein klein wenig mehr Geduld als sonst. Urlaub macht scheinbar müde und träge. So manches Mal mussten wir sie regelrecht zum Weitergehen überreden. Die beiden brauchen kommende Woche wohl erst einmal wieder Urlaub vom Urlaub.
Abwasch und Haushalt im Wohnmobil erledigt, brach ich gegen die Mittagszeit zu meinem letzten Ausflug dieser Reise auf. Vom Campingplatz aus führt ein Wanderweg in rund zwanzig Minuten durch den Wald nach Signaue zur Seilbahn/Kabinenbahn 3 Zinnen. Das Hin- und Rückfahrticket für 29 € gekauft (Stand: Juni 2023), saß ich nur wenige Sekunden später komplett allein in einer Gondel. Ach war das schön! Wo waren nur die ganzen Leute? Weit und breit niemand zu sehen. Bei uns in Bayern ist an sonnigen Samstagen die Hölle los.
Auf einer Länge von 2.033 Metern überwindet die Bahn 654 Höhenmeter in knapp 6 Minuten und bietet von Sekunde zu Sekunde traumhaftere Ausblicke. Man weiß gar nicht, wohin man als erstes blicken soll. Auf 2.100 Meter Höhe angekommen, war ich erst einmal vollkommen geflasht von dem unglaublichen Panorama, das sich mir bot und mit seinen fünf Dolomiten (der 'Neuner' ist der kleinste Berg mit 2.582 m, der Zwölfer der größte mit 3.094 m) auch als Sextner Sonnenuhr bekannt ist – ein weltweit einzigartiges Naturschauspiel mit der größten steinernen Sonnenuhr der Welt. Doch wie funktioniert das?
Vom Fischleintal aus betrachtet stimmt der Lauf der Sonne mit den Bergbezeichnungen überein. Zur Wintersonnenwende steht die Sonne um 12 Uhr genau über dem Zwölfer und um 13 Uhr genau auf der Spitze des Einsers. Alle anderen Zeiten stimmen ebenso überein. Blickt man dazwischen durch, kann man schließlich auch die weltberühmten 3 Zinnen ausfindig machen. Tatsächlich hatte ich sie mir jedoch irgendwie beeindruckender vorgestellt; nach all den Fotografien, Zeichnungen und Erläuterungen. Wahrscheinlich muss man aber einfach nur näher dran sein. Hier im Gesamtpanorama gingen sie tatsächlich ein wenig unter und waren einfach nur 'Felsen'.
Unser Aufenthalt hier in Sexten reichte leider nicht aus, um all die wunderschönen Gipfel, Almen und Landschaften zu erkunden. Der Nationalpark 3 Zinnen gehört dabei sicherlich zu den interessantesten Ausflugszielen. Schließlich kann man dabei den Gebirgsstock auf relativ einfachen Wanderwegen umrunden. Und auch der Pragser Wildsee soll eine kleine Besonderheit hier in den Dolomiten sein.
Das alles muss aber noch ein wenig auf mich warten und ist das perfekte Ziel für einen Kurztrip mit meiner Berg begeisterten Freundin. Ich denke, da ist demnächst mal was fällig. :-)
Jetzt aber ging es für mich erst einmal den 'kleinen' Hügel Richtung Hornisch Eck hoch. Alternativ hätte ich auch zur 20 Minuten entfernten Klammbach-Alm spazieren können. Der Weg war mir allerdings zu langweilig, außerdem hatte ich weder Durst noch Hunger. Und so schwitzte ich mich lieber eine dreiviertel Stunde den Bergrücken hoch, als ich schließlich am Grat Richtung Hornisch Eck und Sillianer Hütte stand. Der Weg war ganz nach meinem Geschmack. Trampelpfade, grobe Steinwege, dazwischen Wiesen mit blauem Enzian und gelben Butterblumen. Puh, ganz schön anstrengend, doch die Aussichten waren Lohn genug dafür.
An einer Weggabelung drehte ich schließlich wieder um. Die weiteren Ziele waren einfach zu weit entfernt, allzu spät wollte ich auch nicht zurück kommen, da muss man generell einen ganzen Tag einplanen und viel früher starten.
Nach einiger Zeit wieder an der Station der 3 Zinnen Kabinenbahn angekommen, spazierte ich noch wenig in Richtung Klammbach-Alm und entdeckte in einiger Entfernung plötzlich drei Kühe. Wo kommen die denn jetzt her? Gerade als ich weitergehen wollte, sah mich eine von ihnen an und lief geradewegs auf mich zu. Die beiden 'Freundinnen' gleich mit, die generell wirkten, als würden sie alles nachmachen, was die 'Leitkuh' ihnen vormacht.
Das gefiel mir jetzt aber gar nicht. Warum läuft die auf mich zu? Ich hatte nichts auffälliges an, ich machte keine schnellen Bewegungen und überhaupt … Ich fing zu Schwitzen an, drehte mich um und entdeckte den Zaun Richtung Seilbahn. Doch je schneller ich mich bewegte desto schneller lief die Kuh. Irgendwann kam ich doch dahinter an und schon wurde es für sie langweilig. Die Kuh schien irgendwie auf Krawall aus. Sie marschierten zum Zaun und taten ihren Unmut laut kund. Wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.
Auch der kurz darauf ankommende Radfahrer hatte es nicht leicht. Als würden sie ihn bewusst ärgern wollen, stellten sie sich alle drei mitten auf den Weg. Auch er verhielt sich erst einmal still und fuhr erst weiter, nachdem sie sich verzogen hatten. Mit Kühen ist nicht zu spaßen …
Nach drei Stunden wunderbaren Aufenthalts hier oben im Stiergarten trat ich langsam wieder den Rückweg an. Erneut hatte ich eine Kabine ganz für mich allein, genoss noch einmal in vollen Zügen die kurze Fahrt und spazierte im Anschluss die knapp zwanzig Minuten zurück zum Campingplatz. Mein breites Grinsen verriet, wie happy ich über diese kleine Wanderung heute war.
Jetzt freute ich mich aber auch wieder auf meine Lieben und darauf, meine Beine auszustrecken. Anton holte uns Kuchen und so machten wir es uns auf unserem riesigen Stellplatz bequem. Setzten uns in Position, denn gerade mal zehn Meter von uns entfernt trudelten gerade die Gäste einer Hochzeit ein. Anfangs fanden wir das ganze noch spannend und lustig. Aber ganz ehrlich: Im Verlauf des Abends waren wir immer mehr genervt davon. Nicht nur, dass man permanent die Hupe des (zugegeben) wirklich süß gestalteten Brautautos in Form eines alten VW-Campers betätigen musste und damit unsere Mia in schiere Panik versetzte (sie hasst Hupen). Es gab auch ein ständiges Stimmengeschwirr und Geplärre und die Drohne, die immer wieder über uns hinweg flog.
Um etwas Abstand zu gewinnen, ging es erst einmal auf unseren inzwischen sehr lieb gewonnen 'Benita'-Rundgang. Hier genossen wir wieder die Stille der Natur und das Rauschen des Bachlaufs. Dieser Weg wird uns die nächsten Tage wirklich fehlen.
Wieder zurück am Platz war die Hochzeitsfeier in vollem Gange. Die Leute grölten, sangen und tanzten. Es wurden Spiele gespielt. Benita störte das alles nicht. Mia allerdings fiepte sich in Rage, hatte weit aufgerissene Augen und hechelte um Luft. Vielen Dank auch, das haben wir gebraucht. Also blieb nur noch, sich ins Wohnmobil zurückzuziehen und die Fenster geschlossen zu halten.
Anton holte uns währenddessen in einem der platzeigenen Restaurants zwei Pizzen fürs Abendessen, denn auf Kochen hatten wir irgendwie beide keine Lust. Die Freundlichkeit des Kellners ließ seiner Aussage nach auch ziemlich zu Wünschen übrig. Scheinbar hatten wir zu wenig bestellt, was ihm zu viel Arbeit war. Tja, das ebenfalls vom Platz angebotene 5-Gänge-Menü sprach uns heute eben einfach nicht an.
Den Abend schließlich noch bei TV und Wein ausklingen lassen, machten wir gegen Mitternacht das Licht aus. Doch an Schlaf war nicht zu denken! Die Hochzeitsgesellschaft feierte auch über 24 Uhr hinaus munter weiter. Die Musik war so laut, dass wir das Gefühl hatten, die Band stünde direkt neben uns. Wir konnten jedes Lied mitsingen. Schön auch, dass man um 2 Uhr nachts noch einmal das Spiel 'nageln' spielt und vor unserem Wohnmobil bei Ballermann-Musik zu tanzen und grölen beginnt. Drei Stunden lag ich wach und hoffte bei jedem einzelnen Lied, es möge doch bitte das letzte sein. Mal ganz ehrlich: Hochzeit und Feierlichkeiten schön und gut. Wenn die Musik ein wenig über Mitternacht hinaus geht – auch kein Problem. Aber bis 3 Uhr nachts? Auf einem Campingplatz, auf dem eigentlich ab 22 Uhr Nachtruhe herrscht? Nennt mich spießig oder verbohrt – aber das muss einfach nicht sein. In völliger Verzweiflung versuchte ich, einen Notdienst oder ähnliches des Campingplatzes telefonisch zu erreichen. Einfach nur, um zu fragen, wie lange wir das noch aushalten müssen. Aber nein, so etwas gibt es hier nicht. 'Sie rufen außerhalb unserer Öffnungszeiten an.' Na, da bleibt nur zu hoffen, dass hier nicht mal was Schlimmeres passiert.
Ich war echt durch mit den Nerven, drückte mir Kissen auf die Ohren, bekam Kopfschmerzen und war vollkommen übermüdet. Und dann … punkt drei Uhr … endlich … die Musiker packten zusammen. Arrivederci … auf Nimmer-Wiedersehen!
Tag 11: Es geht wieder nach Hause
Eigentlich hatte ich mir den Wecker auf 8 Uhr gestellt und war sehr überrascht, als ich Anton schon um 07.30 Uhr im Bad hörte. Eine völlig untypische Zeit für ihn. Vor allem im Urlaub! Als er wieder herauskam meinte er nur: 'Wir fahren! Wir gehen nochmal Gassi mit den Hunden, aber es gibt kein Frühstück. Mir reicht's.'
Nicht nur, dass wir diese Nacht dauerbeschallt wurden. Heute Morgen (am Sonntag) hatte man bereits um 7 Uhr schon wieder damit begonnen, die Reste der Feierlichkeiten aufzuräumen. Ein permanentes Hin und Her von Autos, ein Geklapper und Gequatsche. Klar, das muss man auch unbedingt jetzt um diese Zeit machen. An anderer Stelle wurde kurze Zeit später Rasen gemäht. Auch ganz wichtig an einem Sonntag-Morgen auf einem Campingplatz. Also mal ganz ehrlich: Rücksichtnahme scheint hier seitens der Campingplatz-Crew ein Fremdwort zu sein.
Nur schnell frisch gemacht, packten wir schließlich alles zusammen und machten den Camper abfahrbereit. Inzwischen sind wir hier schon ein gut eingespieltes Team, jeder hat seine Aufgaben.
Die Hunde wussten nicht so recht, was los war, freuten sich aber, als wir mit ihnen nochmals eine Abschiedsrunde durch den Wald und den Campingplatz drehten. Landschaftlich ist es hier wirklich ein Traum. Die Wandermöglichkeiten und die Lage des Caravan Park Sexten sind hervorragend. Das muss man schon sagen. Und die ersten Tage hat es uns hier auch vom Ambiente her sehr gut gefallen. Es war ruhig und angenehm. Doch seit gestern war irgendwie alles anders und der Abschied wurde uns leicht gemacht. Für Benita tat es mir ein wenig leid, denn ihr hat es hier sichtlich gefallen und man spürte ihre Bockigkeit, als ihr bewusst wurde, dass wir nun wieder fahren würden.
Beim Bezahlen der Rechnung sprach Anton unseren Ärger von gestern Nacht an. Warum man uns nicht vorab über die Hochzeitsfeierlichkeiten informiert und uns einen anderen Stellplatz gegeben hat. Auswahl gab es ja eigentlich genug. Die Antwort war wirklich eine Frechheit. Man hätte uns doch informiert … und außerdem wären solche Feierlichkeiten auch nur ein bis zwei Mal im Jahr. Erstens: Nein, man hat uns nicht informiert, denn sonst hätten wir sicherlich auf einen anderen Stellplatz bestanden, allein schon wegen der Hunde, die bei lauter Musik unruhig werden. Und zweitens: Selbst, wenn es nur ein- oder zweimal im Jahr stattfindet (was ich nicht glaube, warum sonst bewirbt man großartig einen Bauernstadl für Feierlichkeiten ab 50 Leuten?): Wir waren jetzt da. Und werden in Anbetracht der Umstände und der absoluten Ignoranz auch sicher kein zweites Mal mehr kommen. Bei all der guten Bewertung, die dieser Platz hat, hatte ich ehrlich gesagt mit einem kleinen Entgegenkommen gerechnet (eine Massage geht aufs Haus, wir müssen nur die Hälfte der letzten Nacht bezahlen … oder es gibt einen Gutschein für ein nächstes Mal). Aber nein – das hat man hier scheinbar nicht nötig.
Aber es ist wie es ist. Trotz dass mich diese Reaktion des Campingplatzes ziemlich ärgerte, ließ ich mir die letzten Tage hier nicht noch nachträglich vermiesen. Um kurz nach 9 Uhr verließen wir Sexten und machten uns auf den Weg nach Hause. Es ging über Lienz, Matrei und Kitzbühel, wir überquerten zwei Pässe und genossen dabei wieder fantastische Ausblicke auf die umliegenden Berge und Täler. Auch wenn es für Anton mit seiner Höhenangst zum Fahren stellenweise etwas schwierig war. Doch die Alternative über den Brenner hätte mindestens genau so lange gedauert, abgesehen davon wären wir das ein oder andere Mal im Stau gestanden. So war uns flüssiges Fahren dann doch lieber.
Nach rund vier Stunden Fahrt erreichten wir schließlich gegen 13 Uhr wieder unser Hause. Die Hunde verzogen sich sofort auf die Couch und Benita schlief nahezu 24 Stunden durch. Urlaub macht eben müde. :-) Trotzdem hatten wir eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Zeit zwischen Bergen und Seen. Wir haben viel gesehen und erlebt, neue Erfahrungen gesammelt, uns ausgiebig erholt und waren nun wieder gestärkt für den bevorstehenden Arbeitsalltag.